Die OECD berichtet, dass die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten in Deutschland im internationalen Vergleich gut ausfällt.
- Die Erwerbstätigenquote unter Geflüchteten in Deutschland betrug 2022 rund 70%, ein Rekordhoch (Gesamtbevölkerung: 76,9%)
- Das ist deutlich über den Werten in anderen EU-Staaten, so die OECD
- Zwei Drittel der Eingewanderten, welche seit mindestens 5 Jahren in Deutschland leben, sprechen fließend Deutsch, auch das ein international starker Wert
Na, wenn das nicht mal eine gute Nachricht ist. Fluchtmigration nach Deutschland ist eine Realität, Arbeitsmarktintegration eine Notwendigkeit. Wie sehr es uns gelingt, Flüchtlinge an den Arbeitsmarkt zu bringen, wird gewaltige Auswirkungen haben: auf unseren Wohlstand, auf die Lebensqualität der Flüchtlinge und auf die gesellschaftliche Akzeptanz von Zuwanderung allgemein.
Die OECD erkennt allerdings, wie könnte es auch anders sein, Schwachstellen. Die Arbeitsmarktintegration von Frauen mit kleinen Kindern laufe schlechter als anderswo in der OECD, was hierzulande sowie in Europa vor allem ukrainische Flüchtlinge meint. Nur jede fünfte Frau mit kleinem Kind sei in Arbeit. Das klingt stark nach Defiziten beim Zugang zu Kinderbetreuung.
Eine weitere Schwachstelle seien Migrant:innen mit niedriger Bildung, also höchstens Grundschulbildung. Von ihnen sei nur die Hälfte erwerbstätig und nur ein Viertel erreicht nach fünf Jahren fortgeschrittene Deutschkenntnisse. Da diese Gruppe ein Sechstel der Einwanderungsbevölkerung ausmache, ist ihr Schicksal keineswegs trivial. Die Lösung hierfür ist knifflig, da besonders hohe Ansprüche an das (ohnehin überlastete) Bildungs- und Integrationssystem gestellt werden.
Ich lehne mich mal aus dem Fenster: Eine Zuwandererin mit Doktortitel, welche in ihrem Heimatland einige selbst gegründete Unternehmen und eine Arztpraxis zurücklässt, wird ihren Weg durch das deutsche Bürokratielabyrinth im Zweifelsfall schon selbst finden. Möchten wir als Gesellschaft dagegen die Gruppe der Migrant:innen mit niedriger Bildung gut in den Arbeitsmarkt integrieren, müssen wir wirksame Prozesse und Auffangmechanismen etablieren. Und vermutlich ein wenig Geduld mitbringen.
Zum Abschluss zurück zu den Good News: Die Nachrichtenlage wirkt manchmal allzu katastrophisierend und fatalistisch. Umso besser, zu erfahren, dass unsere Arbeitsmarktintegration im Großen und Ganzen bereits recht gut läuft. 70% zu 77% Erwerbstätigenquote kann sich sehen lassen. Klar, die Zahlen sagen nichts über Unterbeschäftigung etc. aus – aber sie sind in jedem Fall ein guter Zwischenstand.