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So, jetzt bitte nicht gleich durchdrehen: Deutschland hat die Vier-Tage-Woche getestet

So, jetzt bitte nicht gleich durchdrehen: Deutschland hat die Vier-Tage-Woche getestet
Inhaltsübersicht

Die bislang größte Studie ihrer Art hat sich die Effekte der Vier-Tage-Woche bei vollem Lohn angeschaut. Wetten, dass fast alle die Ergebnisse überinterpretieren werden?

Okay, bitte alle einmal durchatmen. Ja, Deutschlands größte Studie zur Vier-Tage-Woche hat eine ganze Reihe positiver Ergebnisse hervorgebracht.

Aber das heißt nicht, dass wir alle schon unsere verlängerten Wochenenden buchen sollten. Ich biete euch mal etwas ganz Ungewöhnliches in der Vier-Tage-Debatte: Nuance.

Hier erst einmal der Turbo-Überblick darüber, was die Studie ergeben hat.

Vorab: Es geht um 41 Unternehmen, die sechs Monate lang Vier-Tage-Woche ausprobiert haben und dabei 100% Lohn gezahlt haben und 100% Produktivität beibehalten wollten. Sie wurden mit einer Kontrollgruppe verglichen. Die Werte wurden teilweise mit Fitnesstrackern etc. gemessen.

  • Beteiligte Mitarbeiter:innen waren aktiver, gingen mehr Schritte, schliefen besser, erlebten weniger Stress und berichteten von höherer Lebenszufriedenheit
  • Die Leistungskennzahlen der Firmen (Gewinn, Umsatz) blieben in dem Zeitraum recht stabil
  • Firmen berichteten von leichterem Recruiting
  • Die Krankheitstage fielen überraschenderweise nicht

Das klingt schon einmal ziemlich gut, nicht wahr? Mitarbeiter:innen ging es in der Vier-Tage-Woche besser (schockierend!) und neue Talente ließen sich leichter anlocken (wie kann das sein?!).

Häme beiseite war zumindest ersteres nicht völlig eindeutig: Eine Vier-Tage-Woche bei 100% Produktivität könnte ja heftige Arbeitsverdichtung und frustrierte Mitarbeiter:innen bedeuten. Anscheinend aber nicht.

Überraschend waren die Krankheitstage. In anderen Studien purzelten sie teils sehr stark, was als großes Argument für die Vier-Tage-Woche angeführt worden war. In der neuen deutschen Studie dagegen nicht.

Hier nun aber, was mein Problem mit der Studie ist und warum – das verspreche ich dir – sie 9 von 10 Leuten da draußen falsch verstehen werden.

Die Studie sagt nicht, dass wir alle eine Vier-Tage-Woche adaptieren sollten!

Noch einmal zum Mitschreiben: Sie gibt keinerlei Handlungsempfehlungen für Firmen oder Politik. Das sagen auch die Forscher selbst!

Die Gründe dafür sind simpel, aber wichtig:

  • Die 41 Unternehmen hatten sich selbst in die Studie hineinselektiert. Sie sind kein Querschnitt der deutschen Wirtschaft, sondern “Innovatoren” mit Bock auf Vier-Tage-Woche.
  • Würde man das Experiment auf Makro-Ebene fahren (also quasi in der Gesamtwirtschaft), hätte es gigantische indirekte Effekte auf Angebot und Nachfrage, die sich in so kleinem Rahmen gar nicht simulieren lassen.
  • Sechs Monate sind natürlich viel zu kurz, um die langfristigen Effekte auf die Produktivität einzuschätzen.

Die Forscher selbst räumen ein, dass die Studie nur ergibt, dass eine Vier-Tage-Woche in bestimmten Unternehmen umsetzbar ist. Das ist was ganz anderes als zu sagen, dass die Vier-Tage-Woche für die Gesamtwirtschaft eine gute Idee wäre.

Für mich bleibt das unbeantwortete Rätsel an der Vier-Tage-Woche, wie zur Hölle wir 20% weniger Arbeitszeit hinkriegen wollen, wenn der Fachkräftemangel uns jetzt schon alles von Wohlstand über Bürokratie und Verteidigung bis hin zur Klimapolitik zerschießt.

Andersherum lässt sich nicht abstreiten, dass die Vier-Tage-Woche Mitarbeiter:innen guttut. Und gerade wenn sich eine Firma schwertut, Talente zu rekrutieren, kann eine Vier-Tage-Woche ein echter Gamechanger sein.

Also: Im “Großen”, auf volkswirtschaftlicher Ebene, sollten wir uns bitte mal nicht zu sehr den Vier-Tage-Träumereien hingeben!

Im “Kleinen” sollte sich jedes Unternehmen allerdings fragen, ob es Vier-Tage-Modelle smart einsetzen kann, um den eigenen Fachkräftemangel zu bekämpfen.

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Kommentiert von unserem Gründer & Geschäftsführer Karim Suhm.

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