Was tun, wenn dein Land für Brain Drain bekannt ist? Portugal hat die richtige Antwort gefunden: Die Finanzanreize für junge Menschen hochschrauben. Und zwar so richtig.
Konkret hat die portugiesische Regierung einen echten Hammer für die Steuerentlastung für junge Menschen beschlossen:
- Alle Unter-35-Jährigen, welche unter 28.000 Euro verdienen, bekommen im ersten Jahr 100% Steuerersparnis
- ab dem zweiten Jahr sind es 75%, ab dem fünften Jahr 50% und vom achten bis zehnten Jahr 25%
100% Steuerersparnis, dann sukzessive runter auf 25%? Das ist alles andere als übel. Und bei einer regulären Steuerspanne von 13 bis 48% in Portugal gar nicht trivial.
Und auch die Marke von 28.000 Euro ist nicht zu unterschätzen. Das Durchschnittseinkommen in Portugal beträgt rund 20.000 Euro. Das Pendant zu Deutschland wären über 59.000 Euro - für Unter-35-Jährige ist das eine gute Summe.
Für Portugal geht es dabei ans Eingemachte. Unser Fachkräftemangel trifft unsere Wirtschaft und die Funktionsfähigkeit unserer Gesellschaft schwer – wie Leser dieses Newsletters bestens wissen -, doch in Portugal geht es viel akuter ums Überleben.
Das Land ist eines der klassischen Beispiele für heftigen “Brain Drain”. Insbesondere seit der Eurokrise verlassen junge, gut ausgebildete Portugiesen das Land in Scharen, um einer hohen Jugendarbeitslosigkeit zu entgehen und in Deutschland oder Frankreich Karriere zu machen.
Nach einigen Schätzungen haben 30% der 15- bis 39-Jährigen das Land bereits verlassen. Da geht absurd viel Zukunftspotenzial verloren.
Mit der geplanten Reform geht Portugal einen wichtigen Schritt dahin, diese jungen Menschen zurück ins Land zu locken, und vielleicht den ein oder anderen ausländischen Expat obendrein. Riskant ist der Plan zwar allemal, denn er wird die Haushaltssituation anspannen. Doch Fachkräftemangel und Brain Drain unbekämpft geschehen zu lassen, ist nicht “riskant”, es ist ein sicherer Schaden.